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7/28/2012

LITERATUR-RAUSCH

Da sich meine Literatur-Vorräte dem Ende neigten und ich meine drei übrigen Wochen in der Nürnberger Heimat nicht im Bordeaux-Delirium, nun ja, zumindest nicht im beständigen, verbringen wollte, beschloss ich, dass es wieder an der Zeit sei, in meinen Lieblings-"Billigbuchläden", wie ich sie nenne, abzutauchen. Keine Antiquariate, sondern schlichtweg kleine Läden und Stände, die unvorstellbare Kostbarkeiten zu gleichermaßen unvorstellbaren Schleuderpreisen verkaufen. Welche diese in Nürnberg sind, wird verschwiegen, da sonst, wie bei jedem anderen Hype auch, ein auf einmal "antikes Stück" 10€ statt 50 Cent kosten würde, diese Läden auf einmal ihre Bücher nach dem Verkauf in bedruckte Jute-Beutel statt Gemüsesäckchen stecken würden, eine Internet-Präsenz aus dem Boden schösse und man über die dann wahrscheinlich stattfindenden Lesungen auf Facebook eingeladen würde. Also: nein. Keine Information. Bonnie Strange verliert schließlich auch kein Wort darüber, woher sie ihre 20€-Plateau-Schuhe bekommt!

Nun die Liste, der für beinah grausam lächerliche 10,50€ errungenen Giganten der Literatur:

- Jane Austen: 'Mansfield Park'. Ein Roman, der das Schicksal einer armen Frau im Kreise der reichen Verwandtschaft erläutert.
- Martin Walser: 'Die Ohrfeige'. Zitat: "Martin Walser zeigt den Flirt von Kapital und Kultur".
- Günther Grass: 'Katz und Maus' als auch 'Die Blechtrommel'. Beide in Danzig (Grass' Geburtsort) angesiedelt, beide Klassiker, beide Teil der 'Danziger Trilogie'.
- Bernhard Schlink/Walter Popp: 'Selbs Justiz'. Obwohl Schlink ja eher für "Der Vorleser" bekannt sein dürfte, bin ich sehr auf diesen Kriminalroman gespannt.
- Marie Luise Kaschnitz: 'Jennifers Träume' als auch 'Gespräche im All'. Wie alles bisherig Gelesene von Kaschnitz höchstwahrscheinlich grandios betreffs Wortwahl, Stimmung, Aufbau.
- Bertolt Brecht: 'Die Mutter'. Jahre vor 'Der gute Mensch von Sezuan' und dadurch vor Brechts epischem Theater.
- Peter Handke: 'Der kurze Brief zum langen Abschied'. Spätestens seit seinen Sprechstücken wie 'Selbstbezichtigung' oder der 'Publikumsbeschimpfung' nicht mehr aus meinen Regalen fort zu denken!
- Hans Fallada: 'Heute bei uns zu Haus'. Die Fortsetzung von 'Damals bei uns daheim'.
- Günter Wallraff: 'Von einem der auszog und das Fürchten lernte'. Die FAZ meinte hierzu damals: "Als eine Art journalistischer Kilroy deckt Wallraff auf der Ebene von Erlebnis und Erfahrung reaktionäre Züge eines scheinbar unpolitischen Alltags auf."
- Heinrich Böll: 'Worte töten - Worte heilen'. Böll: 'Die Sprache ist etwas zu Gewaltiges, zu Kostbares, als dass sie zu bloßem Zierrat dienen sollte, sie ist des Menschen wertvollster natürlicher Besitz: Regen und Wind, Waffe und Geliebte, Sonne und Nacht, Rose und Dynamit.'. Obwohl ich noch in Bölls 'Ansichten eines Clowns', das nebenbei bemerkt auch überaus lesenswert ist, werde ich mich wohl parallel an das neu ergatterte Stück wagen.

Habt ihr bereits zufälligerweise eines der Stücke gelesen? Es bleibt anzunehmen, dass ich mich wie immer auf ein Neues auf Neues von Kaschnitz stürzen werde.

Max Bonheur.

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